Nichts ist unmöglich, wenn du an deine Stärke und Fähigkeiten fest glaubst.
Bild @ Nicole Benewaah
Interview mit Mana Atiglo
- Können Sie sich kurz vorstellen mit den für Sie wichtigsten Lebensetappen?
Geboren und aufgewachsen bin ich in Lomé (Togo), wo ich nach dem Abitur einen Master in Anthropologie absolviert habe. Ich kam als DAAD-Stipendiatin 2013 nach Deutschland und habe 2015 meinen Master „Management in Non-Profit-Organisationen“ an der Hochschule Osnabrück erfolgreich abgeschlossen. Ich bin Mutter einer Tochter und arbeite seit 2018 als Eine Welt-Promotorin für Migration und Partizipation beim VEN e.V. Meine Aufgabe ist es, Migrantenorganisationen, Initiativen und Einzelpersonen, die in der Entwicklungszusammenarbeit aktiv sind oder werden wollen, durch Informationen, Qualifizierungsangebote, Empowerment, Vernetzung und persönliche Beratung bei der Projektentwicklung (sowohl im In- als auch im Ausland) sowie bei der Antragstellung, Projektabwicklung, Fördermöglichkeiten, Vereinsgründung und vielem mehr zu unterstützen. Nebenberuflich bin ich seit einigen Jahren als freiberufliche Dolmetscherin und Übersetzerin tätig und betreibe ein kleines Nebengewerbe im Bereich E-Commerce.
- Wie fanden Sie die Ausbildung/ welche Erinnerungen haben Sie an die Ausbildungszeit?
Das Studium war definitiv ein Mehrwert für meine persönliche und berufliche Entwicklung. Obwohl es sehr theorielastig war, konnte ich mir fundierte Fachkenntnisse sowohl in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit als auch im Prozess- und Projektmanagement, Finanzmanagement etc. aneignen. Der Studiengang war Teil eines DAAD-Programms für Fach- und Führungskräfte aus dem globalen Süden und daher mit vielen Studierenden aus der ganzen Welt besetzt. Dadurch lernte ich viele verschiedene Kulturen kennen, was sehr viel Spaß gemacht hat. Natürlich war ich auch mit einigen Herausforderungen konfrontiert (Sprache, Heimweh, Diskriminierung/Rassismus…). Aber vor allem die Sprachbarriere war ein großer Stressfaktor, der zeitweise zum Verlust des Selbstvertrauens geführt hat. Ein Masterstudium in Deutsch nach nur sechs Monaten Sprachkurs ist/war kein Geschenk. Aber ich habe es geschafft und bin sehr stolz darauf.
- Warum wählten Sie diesen Beruf?
Schon als Jugendliche beschäftigten mich Fragen rund um die Themen nachhaltige Entwicklung und globale (Un-)Gerechtigkeit. Dies setzte sich während meines ersten Studiums der Anthropologie an der Universität von Togo fort. Dort engagierte ich mich in verschiedenen Vereinen und entwicklungspolitischen Projekten. Hinzu kam, dass ich das Glück hatte, als persönliche Assistentin für meinen Hauptdozenten zu arbeiten, der zu dieser Zeit als nationaler Berater für ein von der UNDP finanziertes Projekt tätig war, um das zweite Strategiepapier zur Armutsbekämpfung in Togo zu entwickeln. Diese Erfahrung im Bereich Zivilgesellschaft und lokale Entwicklung hat mich damals so begeistert, dass ich, als sich mir durch ein DAAD-Stipendium die Möglichkeit bot, mich im Bereich Entwicklungszusammenarbeit und Zivilgesellschaft weiterzubilden, diese Chance sofort genutzt habe. So kam es, dass ich meinen Master in Management in Nonprofit-Organisationen mit dem Schwerpunkt Entwicklungszusammenarbeit gemacht habe.
- War es für Sie schwierig einen Job zu finden? Was waren die größten Herausforderungen beim Berufseinstieg und wo haben Sie die Kraft und Motivation gefunden, diese zu überwinden?
Nach meinem Studium habe ich zwei Jahren gebraucht, um einen Job in diesem Bereich zu finden. Die Herausforderungen beim Berufseinstieg waren einerseits die mangelnde Arbeitserfahrung und andererseits der strukturelle Rassismus. Die Soft Skills, die für die meisten Stellen verlangt wurden, konnten die meisten Absolventen nach drei Jahren Aufenthalt in Deutschland kaum erfüllen. Nach mehreren Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen war ich wie viele meiner Kommilitonen kurz davor aufzugeben und zurück in die Heimat zu kehren. Meine größte Kraft war mein christlicher Glaube. Kurz vor meinem Abitur war mein Papa, mein größter Unterstützer und Vorbild verstorben. Ich habe mich dann erinnert, dass ich meinem Papa versprochen habe, dass ich nie aufgeben werde. Außerdem bin ich die Einzige in meiner Familie, die es so weit geschafft hat. Ich konnte es mir also nicht leisten, zu versagen. Also bin ich mit meinem Glauben an Gott und an mich selbst aufgestanden und habe die Türen mit Gewalt geöffnet.
- Was würden Sie jungen schwarzen Frauen mit auf den Weg geben, die von einer Karriere als in der Entwicklungszusammenarbeit träumen?
Viele Wege können zu einer Karriere in der Entwicklungszusammenarbeit führen. Eine solide Grundausbildung bzw. -Studium gibt dir die notwendige Fachkompetenz, um in den verschiedenen Themenbereichen arbeiten zu können. Darüberhinaus und am wichtigsten ist der Glaube an sich selbst die wichtigste Voraussetzung, um beruflich Fuß zu fassen und sich zu behaupten. Denn nichts ist unmöglich, wenn du an deine Stärke und Fähigkeiten fest glaubst. Gib immer dein Bestes und lass dich von niemanden runterziehen! Sei außerdem bereit, deine Komfortzone zu verlassen.
- Was machen Sie neben Ihrem Beruf, um in Balance zu bleiben – Was hält Sie fit?
Um physisch und mental fit zu bleiben höre ich sehr viel Gospel-Musik, meditiere ich und mache ich ein Mal die Woche (so lange ich Zeit habe) Yogagymnastik.