Seid Dir Deines Potentials bewusst und verkauft Dich nicht unter Wert!
Bild @ Nicole Benewaah
Interview mit Shahidah Foster
- Können Sie sich kurz vorstellen und einige besonders prägende Ereignisse oder Stationen in Ihrem bisherigen Leben nennen?
Mein Name ist Shahidah Foster. Ich komme aus den USA und lebe seit fünf Jahren in Deutschland. Ich bin 2019 aus den USA nach Göttingen gekommen, um hier zu studieren (berufsbegleitende Master). Ich beschloss dann, in Deutschland zu bleiben. In meiner aktuellen Funktion bin ich Commercial Excellence Project Specialist sowie ERG-Leiterin (Employee Resource Group). Als Commercial Excellence Project Specialist bin ich das Program management zuständig und leite strategische Projekte. Als ERG-Leader koordiniere ich die Gruppenaktivitäten wie z.B. das Mentoring-Programm, Veranstaltungsplanung und -Durchführung und viel mehr. Prägend in meinem bisherigen Leben, eigentlich von klein auf, war, dass meine Mutter und meine Großmutter mich besonders gefördert und zum Studium ermutigt haben. Ich bin die erste in meiner Familie, die an einer Universität studiert hat und das habe ich nur geschafft, weil diese beiden Frauen mich von klein auf darin bestärkt haben, an mich zu glauben, mein Potenzial auszuschöpfen und über mich hinauszuwachsen.
- Wie wird man Projekt und Prozessmanagement-Expertin? Warum haben Sie diesen Beruf gewählt?
Ich habe mich nach der Schule für ein Betriebswirtschaftsstudium entschieden, weil ich schon als junges Mädchen von einer Karriere im Management geträumt habe. Nach dem Bachelorstudium habe ich verschiedene Jobs mit Schwerpunkt Vertrieb/Kundendienst gehabt. Dabei wurde mir schnell klar, dass dies nicht das Richtige für mich ist, da es meinen Stärken, meinen Kenntnissen und meinem Potenzial nicht ganz entsprach. Ich wusste damals zwar nicht genau, wo meine Interessen lagen, konnte mich aber nicht wirklich für diese Tätigkeit begeistern. Erst während meines Masterstudiums in International Management and Information Systems entdeckte ich meine Begeisterung für Organisation und Arbeitsprozesse. Aus diesem Grund habe ich mir für meine Masterarbeit ein Thema mit dem Schwerpunkt Projektmanagement ausgesucht.
- Wie blicken Sie auf Ihre Ausbildungs- und Studienzeit zurück? Wie fanden Sie das Studium?
Um ehrlich zu sein, hatte ich einen kleinen „Kulturschock“, als ich das Masterstudium hier in Deutschland begann. Die Anforderungen der Professoren waren ganz anders als in meinem Heimatland, wo ich zuvor meinen Bachelor absolviert hatte. Ich musste das Studieren quasi neu lernen: Die Arbeitsweise, die Prüfungsformate etc. waren komplett anders. Ich habe ein Semester gebraucht, um mich zu akklimatisieren; danach lief es gut. Ich hatte auf der anderen Seite aber auch das Glück, in meiner Muttersprache studieren zu können, so dass die Sprache für mich im Gegensatz zu den meisten ausländischen Studierenden kein Problem war. Menschlich hat es mir sehr gut gefallen, da ich mich mit meinen Kommilitonen und den Professoren gut verstanden habe. Es gab viele internationale Studierende und das hat Spaß gemacht.
- War es für Sie schwierig, eine Stelle zu finden? Was waren die größten Herausforderungen beim Berufseinstieg und woher nahmen Sie die Kraft und Motivation, diese zu überwinden?
Glücklicherweise hatte ich keine Probleme, in Deutschland einen Job in meinem Berufsfeld zu finden, da ich bereits während meines Masterstudiums gearbeitet habe und durch diese vielen Stationen, meist im Backoffice und Support, wertvolle Berufserfahrung sammeln konnte. Ich hatte also gute Voraussetzungen für Arbeitsmarkt. Und es kam noch besser, denn ich könnte direkt in dem Themenfeld Projektmanagement arbeiten, in der ich meine Diplomarbeit geschrieben habe. Diesen Job habe ich die letzten sechs Jahre gearbeitet und bisher nur positive Erfahrungen gemacht. So schön das klingt, ich habe auch negative Erfahrungen gemacht. Bei einem vorherigen Arbeitgeber habe ich immer wieder erlebt, dass andere, weniger qualifizierte und fleißige Kollegen bei Beförderungen bevorzugt wurden. Da ich die einzige PoC in dieser Abteilung war, habe ich mich gefragt, ob das mit meiner Hautfarbe zusammenhängt. Das hat mir sehr zu schaffen gemacht. Was mir durch diese Zeit geholfen hat, waren Ratschläge aus der Fachliteratur, Ratgeber und Podcasts von Arbeitspsychologen, Karriere-Coaches … Ich habe viel gelesen und mir die Hilfe geholt, die ich brauchte.
- Was würden Sie jungen Frauen raten, die einen ähnlichen beruflichen Weg anstreben?
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass manche Menschen etwas länger brauchen, um herauszufinden, was sie werden wollen. Das ist völlig in Ordnung, denn viele Wege führen zum Ziel. Nehmt euch Zeit, Dinge auszuprobieren und sammelt Erfahrungen; das zahlt sich immer aus. Wichtig ist der Glaube an sich selbst und damit meine ich das Selbstvertrauen im Job, das sich in vielen Fällen vom Selbstvertrauen im privaten Bereich unterscheiden kann. Wenn es nicht sehr ausgeprägt ist, kann man daran arbeiten. Seid euch eures Potentials bewusst und verkauft euch nicht unter Wert!
- Was machen Sie neben Ihrem Beruf, um in Balance zu bleiben; was hält Sie fit und konzentriert?
Im Moment bin ich an Wochenenden viel unterwegs und genieße das Reisen, meistens Städtereisen, um Deutschland zu entdecken. Da kann ich gut von der Arbeitswoche abschalten. Außerdem lese ich gerne, treibe ich viel Sport und versuche, jeden zweiten Tag vor der Arbeit meine Fitnesseinheit zu absolvieren. Das kann ich nur empfehlen.