„Man muss den Mut haben, das auszuprobieren, was man tun will.“
Interview mit Alexandra Ngadeu
Alexandra Ngandeu, können Sie sich kurz vorstellen?
Mein Name ist Alexandra Ngandeu. Ich komme ursprünglich aus Kamerun und lebe seit fast 24 Jahren in Berlin. Ich bin verheiratet und habe drei Kinder. Ich habe in Frankreich ein Studium in Kommunikation angefangen, bis zum erstmöglichen Diplom und es war die Liebe, die mich nach Deutschland gebracht hat. Als ich nach Deutschland zog, entschied ich mich für einen anderen Studiengang und studierte Politikwissenschaften. Derzeit arbeite ich Vollzeit und bin Mitgründerin des Start-ups Manuyoo, ein Unternehmen, das Produkte von hervorragender Qualität „Made in Afrika“ und aus den Bereichen Lebensmittel, Mode, Kosmetik und viele andere, nach Europa importiert.
Wie haben Sie sich nach Ihrer Ankunft in Deutschland eingelebt?
Ich muss zugeben, dass ich großes Glück hatte, denn es lief relativ gut. Ich hatte bereits ein Netzwerk von Freunden hier in Berlin, was sehr wichtig ist, wenn man in einer Umgebung ist, die man überhaupt nicht kennt. Außerdem hatte ich bereits ein wenig Deutsch gelernt, weil ich es während meiner Schulzeit als Fremdsprache gewählt hatte. Das hat mir die Integration gleich nach meiner Ankunft erleichtert. Trotz alledem war der Anfang nicht leicht. Aber da ich ein Mensch bin, der immer die Türen vor sich herschiebt, habe ich mich von den Hindernissen, die ich begegnete, nicht entmutigen lassen.
Woher haben Sie die Kraft und den Mut genommen, all diese Hindernisse zu überwinden?
Mein Mann und ich haben unsere Kinder bekommen, als wir noch sehr jung waren. Wir haben uns immer auf sie konzentriert, und das hat es mir ermöglicht, Momente der Mutlosigkeit zu überwinden. Wir mussten für sie durchhalten, und Ich hatte keine Zeit, mich selbst zu bemitleiden. Da wir wussten, dass wir Kinder hatten, die sich auf uns verließen, musste ich auch vorankommen, ohne mir zu viele Fragen zu stellen. Unsere Kinder waren und sind die Hauptquelle meiner Kraft, um weiterzumachen.
Wie ist es Ihnen gelungen, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Ihren verschiedenen Rollen als Frau, Mutter, Ehefrau und Unternehmerin zu finden?
Das ist eine ausgezeichnete Frage. Wenn ich darüber nachdenke, habe ich mir diese Frage nie wirklich gestellt. Wenn ich höre „Mama, ich habe Hunger“, weiß ich, dass ich meine Kinder füttern muss. Wenn bei der Arbeit Ergebnisse von mir erwartet werden, weiß ich, dass ich sie liefern muss. Diese Person ist dieselbe Frau, die je nach den Erfordernissen des jeweiligen Augenblicks verschiedene Hüte trägt, sich aber auch Zeit für sich selbst nimmt. Es ist sehr wichtig, dass man sich selbst nicht vergisst, denn alles, was man tut, erfordert Energie, und die muss man irgendwoher beziehen können. Wenn man keine Zeit für sich selbst hat, kann man nicht vorankommen.
Welchen Rat können Sie einer jungen schwarzen Frau geben, die in Deutschland ins Berufsleben einsteigt?
Aus meiner eigenen Erfahrung ist der wichtigste Ratschlag, den ich geben kann, ganz einfach: Sie sollte mutig genug sein, alles auszuprobieren, was sie tun möchte. Vor allem sollte sie sich nicht von Ängsten oder Vorurteilen über sich selbst beeinflussen lassen. Sie wird überrascht sein, welches Potenzial in ihr steckt und was sie alles tun kann. Sie sollte nicht zögern, das zu tun, was sie tun möchte, sei es im Studium, im Beruf oder in der Familie. Aber sie sollte immer daran denken, sich Rückzugsinseln zu schaffen, um ganz sie selbst zu sein, ohne Tabus, wie zum Beispiel Zeit mit Freundinnen zu verbringen oder auch mal „Pyjama Wochenenden“ zu haben (lacht).