Umgib Dich von Menschen, die in die gleiche Richtung schauen und baue Dir ein starkes Netzwerk, auf das Du Dich verlassen kannst!

                                                              Bild @ Nicole Benewaah

Interview mit Siphilisiwe Ndlovu

  • Können Sie sich kurz vorstellen und einige besonders prägende Ereignisse oder Stationen in Ihrem bisherigen Leben nennen?

Mein Name ist Siphilisiwe Ndlovu und ich komme aus Simbabwe. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder. Derzeit bin ich im Rahmen meiner Arbeit bei der Arbeitsgemeinschaft Migrantinnen, Migranten und Flüchtlinge in Niedersachsen (amfn e.V.) als Leiterin der Regionalstelle Nord des Bundeselternnetzwerks tätig. Unsere Hauptaufgabe im Netzwerk besteht darin, Eltern mit Migrationshintergrund durch Ressourcen und Angebote zu unterstützen, um ihre Rolle zu stärken und ihre Kinder in deren Schullaufbahn zu begleiten. Zusätzlich bin ich Vorstandsmitglied des Bundeselternnetzwerks und engagiere mich ehrenamtlich als Gründerin der Bildungsplattform, Training Women of Excellence (TWOE). Das Ziel dieser Plattform ist es, junge Frauen und Mädchen über Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren, insbesondere im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt. Ein besonders prägendes Erlebnis für mich war, als ich feststellen musste, dass meine ausländischen Abschlüsse in Deutschland nicht anerkannt wurden. Plötzlich stand ich ohne erlernten Beruf da und hatte nichts mehr. Das hat mich zwar erschüttert, aber ich beschloss, mich davon nicht demotivieren zu lassen und hier in Deutschland noch einmal zu

  • Warum haben Sie sich für den Beruf der Sozialarbeiterin entschieden?

Ursprünglich habe ich in Simbabwe Betriebswirtschaft studiert und mich auf eine klassische Karriere in der Privatwirtschaft vorbereitet. Als ich dann nach Deutschland kam, wurden meine Abschlüsse nicht anerkannt, was mich dazu zwang, mich neu zu orientieren. Das Studium der Sozialen Arbeit war die einzige Option, die mir zur Verfügung stand, und obwohl ich anfangs skeptisch war – da diese Ausbildung in meinem Kulturkreis nicht besonders angesehen ist – entdeckte ich in diesem Bereich meine Leidenschaft. Schon immer war ich sozial engagiert und habe in zahlreichen gemeinnützigen Initiativen und Organisationen gearbeitet. In dieser Zeit erkannte ich das immense Potenzial, das ein Studium der Sozialarbeit bietet. Letztlich erwies sich meine Entscheidung für dieses Studium als die beste für meine berufliche Entwicklung, obwohl sie zunächst eher pragmatischer Natur war.

  • Wie blicken Sie auf Ihre Ausbildungs- und Studienzeit zurück? Wie fanden Sie das Studium?

Trotz anfänglicher Herausforderungen mit der Sprache und den für mich ungewohnten Arbeitsweisen und Strukturen, die neben dem reinen Wissens- und Kompetenzerwerb entscheidend für meinen akademischen Erfolg waren, erinnere ich mich sehr positiv an meine Studienzeit. Ich fühlte mich sowohl von den Dozent:innen als auch von meinen Kommiliton:innen gut aufgenommen und unterstützt. Obwohl wir insgesamt nur zwei PoC (Persons of Color) auf dem Campus waren und ich hätte mich isoliert fühlen können, habe ich jedoch keine Diskriminierung oder Ausgrenzung erlebt. Meine offene und fröhliche Art hat mir auch dabei geholfen. Alles in allem hatte ich eine schöne Studienzeit, die mich auf meine zukünftige Arbeit im sozialen Bereich super vorbereitet hat, aber auch als Mensch sehr positiv geprägt hat.

  • War es für Sie schwierig, eine Stelle zu finden? Was waren die größten Herausforderungen beim Berufseinstieg und woher nahmen Sie die Kraft und Motivation, diese zu überwinden?

Ich musste nicht lange nach einem Job suchen. Noch bevor ich mein B.A.-Studium abgeschlossen hatte, hatte ich bereits meine erste feste Anstellung bei einem der größten Träger der sozialen Arbeit, der Stadt Hildesheim. Durch meine ehrenamtliche Arbeit war ich sehr gut vernetzt und hatte gute Kontakte zu vielen Organisationen und Akteuren. Die gesammelten Erfahrungen haben mein fachliches Profil geschärft und meine Schlüsselkompetenzen gestärkt, was sich positiv auf meinen Lebenslauf ausgewirkt hat. Dies hat meinen Berufseinstieg erheblich erleichtert, da ich bereits umfangreiche Erfahrungen aus nicht beruflichen Kontexten mitbrachte.

  • Was würden Sie jungen Frauen raten, die mit dem Gedanken spielen, Sozialarbeiterin zu werden?

Junge Frauen, die darüber nachdenken, Sozialarbeiterin zu werden, möchte ich ermutigen, diesen Berufsweg einzuschlagen. Insbesondere in der Afro-Community ist die Sozialarbeit leider nicht weit verbreitet, was sich möglicherweise mit mangelnden Kenntnissen über das breite Arbeitsmarktpotenzial erklären lässt. Es ist wichtig, die Unterrepräsentation von Schwarzen in diesen Berufsfeldern und insbesondere in Führungspositionen zu verringern. Ein Schlüsselfaktor, der mir persönlich bei beruflichen Herausforderungen immer geholfen hat, ist mein starkes Netzwerk. Durch meine offene Art konnte ich schnell wertvolle Kontakte knüpfen und mich erfolgreich vernetzen. Diese Fähigkeit war nicht nur während meines Studiums von Vorteil, sondern auch beim Berufseinstieg und bei allen anderen Aktivitäten. Meine Botschaft wäre: Umgebt euch mit Menschen, die ähnliche Ziele verfolgen, und baut euch ein starkes Netzwerk auf, auf das ihr euch verlassen könnt. Ein solches Netzwerk ist sehr wertvoll für eure persönliche wie berufliche Entwicklung.

  • Was machen Sie neben Ihrem Beruf, um in Balance zu bleiben; was hält Sie fit und konzentriert?

Meine persönlichen Erfahrungen mit Überarbeitung haben dazu geführt, dass ich mittlerweile sehr achtsam mit mir selbst umgehe. Es ist mir wichtig, Zeit für mich zu haben, die ich stets versuche, sehr abwechslungsreich zu gestalten. Am liebsten widme ich mich dem Lesen, denn dabei kann ich sehr gut abschalten.

Am Tag 5 unserer Kampagne in Niedersachsen, stellen wir Siphilisiwe Ndlovu vor: