Don’t believe the Hype, nur, weil er so laut und dominant ist.
Interview mit Frau Georgina Fakunmoju
- Können Sie sich in wenigen Worten vorstellen?
Das ist gar nicht so einfach, denn sonst bin ich immer die Person die Fragen stellt, ich bin nämlich Journalistin. Ich bin Georgina, 42 Jahre alt und komme aus Berlin. Mein Vater ist aus Nigeria und meine Mutter weiße Deutsche. Außerdem arbeite ich beim Norddeutschen Rundfunk als Journalistin, bei DAS!, einer Live Talk-Sendung. Zusätzlich habe ich einen Literatur-Podcast, der Name: My POC Bookshelf. Im Podcast stelle ich Autor*Innen of Color aus Deutschland, Afrika und der afrikanischen Diaspora, vor.
- Warum haben Sie sich damals für diesen beruflichen Werdegang entschieden?
Ich habe schon immer gerne gelesen. Ich war in der Schule tatsächlich die erste, die lesen konnte. Wenn wir als Klasse die Aufgabe hatten, Geschichten von zwei Seiten zu schreiben, habe ich meistens zehn geschrieben.
Als Kind wollte ich immer Schriftstellerin werden. Später wollte ich Print-Journalistin bei einer Zeitung werden, doch im Laufe der Zeit wurde mir bewusst, dass es noch ganz andere Sparten im Bereich der Medien gibt. Zum Beispiel das Radio, die Online-Arbeit oder das Fernsehen, bei letzterem bin ich dann gelandet.
- Was waren denn Ihre größten Herausforderungen auf dem Weg zur TV-Journalistin?
Es waren die Zugänge, ich komme aus einer Familie, in der es nicht selbstverständlich ist Journalistin zu werden. Ich bin die erste, die das Abitur gemacht hat in meiner Familie und ich bin immer bei all dem was ich machen wollte hartnäckig gewesen. Ich war gut in dem was ich mache und habe durch mein Grundselbstvertrauen die Dinge die ich tue niemals angezweifelt.
Viele bekommen beispielsweise keine Hochschulempfehlung, weil sie eine Migrationsgeschichte haben, das war bei mir zum Glück nicht der Fall.
Obwohl ich aus einer Hochhaussiedlung komme, bin ich in einer Villengegend in die Schule gegangen. Somit hatte ich eine sehr gute Schulbildung. Die Probleme kamen erst mit der Zeit an der Universität. Dort habe ich ganz schnell festgestellt, dass ich eine der einzigen People of Color war. In mir kamen Fragen auf wie: Wieso sind die anderen People of Color nicht mehr dabei? Weshalb bin ich nur von weißen Menschen umgeben. Von unserem Professor kamen dann auch immer mehr Zuschreibungen. Ich saß mit meiner deutsch-iranischen Freundin in der ersten Reihe des Hörsaals und wir wurden gefragt, ob wir Deutsch sprechen können. An der Universität wurden verschiedene Themen nicht angesprochen, bei denen ich wusste das es nicht nur die eine Wahrheit gibt. Was mich unglaublich sauer gemacht hat und mir sehr viel Energie gekostet hat, war das ständige droppen des N-Worts der Dozent*Innen und die permanente Reproduzierung von Rassismen. Und das im Unibetrieb, wo es ja eigentlich heißt hier ist Bildung am Start. Bei all dem trotzdem dran zu bleiben und nicht alles hin zu schmeißen, war die größte Herausforderung.
Eine weitere Herausforderung war das mir Kontakte fehlten und mir somit Zugänge verwehrt blieben. Es öffneten sich mir aber Türen mit Hilfe eines Programms, so wurden meine Talente gesehen und meine Arbeit wertgeschätzt.
- Hatten Sie Mentoren?
Meine Mutter war ein großer Teil, in meinem Leben der immer an mich geglaubt hat und versucht hat alles für mich möglich zu machen.
Ein starker Familienzusammenhalt ist sehr wichtig aber auch der Austausch außerhalb der Familie mit Gleichgesinnten. Unter Menschen, die einen verstehen kann Zuspruch gefunden werden. Es ist so schwierig zu sagen vertraue in dich selbst, und du schaffst das alles. Weil es ist erdrückend ist, was da draußen unterwegs ist.
Was mir ebenfalls geholfen hat, ist nach Vorbildern und Hilfen in Büchern und Kinderbüchern zu suchen. Um zu erfahren, dass es viele starke Vorbilder gibt und um eine andere Realität über uns zu erfahren, nicht nur die, die es von weißer Seite über uns gibt.
- Wer sind Ihre Vorbilder?
Ich habe so viele Menschen, die mich inspirieren, mit dem was sie machen. Es ist die Connection zwischen den Biografien von Menschen, die an ihre Grenzen gegangen sind oder Sachen geschafft haben, die für sie nicht vorgesehen waren. Ein Vorbild ist für mich auch eine Putzhilfe, wie meine Nachbarin die jeden Tag, dreißig Jahre lang an der Universität geputzt hat. Aus all den Geschichten kann ich eine gewisse Resilienz, eine Widerstandskraft für mich herausziehen, die mir ganz viel gibt.
- Welche 3 Tipps würden Sie jungen Schwarzen Mädchen mitgeben?
„Don’t believe the Hype, nur, weil er so laut und dominant ist.“ Damit meine ich glaube nicht alles was dir über uns erzählt wird.
„Bleibe bei der Sache, wenn du weißt was du machen möchtest. Mache es immer wieder, denn dadurch wird wird sich irgendwo eine Tür öffnen.“
„Stärke dich mit Menschen, denn man kann es nicht alleine schaffen, man wird dadurch krank. Wir sind alle in diesem weißen System, also suche dir deinen ride or die circle. Safe Space heißt nicht unbedingt immer, dass es ein „Schwarzer“ Space ist. Fühl da rein, such dir Leute, die dir positive Energie geben und keine negative.