„Was lange währt, wird endlich gut“

Interview mit Florence Adiboni

Können Sie sich in wenigen Worten vorstellen? 

Mein Name ist Florence Adiboni Ayangma. Ich lebe seit 17 Jahren in Deutschland und habe Technische Informatik studiert. Ich habe eine Tochter und arbeite derzeit in einer Führungsposition im Bereich Softwaretesting.

Warum haben Sie sich für dieses Studium entschieden? Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Seit ich jung war, habe ich mich immer für meine Freunde eingesetzt, auch wenn ich nicht direkt an dem Problem beteiligt war (lacht). Also wollte ich Rechtsanwältin werden. Mit der Zeit wurde mir klar, dass Rechtsanwältin zu sein auch bedeutet, diejenigen zu verteidigen, die nicht unbedingt unschuldig sind. Diese Seite des Berufs hat mir nicht gefallen. Nach langem Zögern folgte ich dem Rat meiner Eltern, Informatik zu studieren, was damals sehr neu war und viele Berufsmöglichkeiten zu bieten schien. Also habe ich in Kamerun angefangen, Wirtschaftsinformatik zu studieren, obwohl es anfangs nicht wirklich meine Leidenschaft war. Später kam ich nach Deutschland, um mein Studium fortzusetzen, und am Ende hatten meine Eltern doch recht.

Was war Ihre größte Herausforderung während Ihres Studiums? 

Die ersten beiden Jahre in Deutschland waren sehr schwierig. In Kamerun war ich es gewohnt, von Familie, Freunden und Nachbarn umgeben zu sein, kurzum, ich war nie allein. Hier war das Gegenteil der Fall. Das war zunächst ein echter emotionaler Schock, der mich daran hinderte, mein Studium in aller Ruhe fortzusetzen. Ich musste mich fragen, ob ich diesen gefährlichen Weg weitergehen und nach Kamerun zurückkehren wollte, oder ob ich kämpfen und mein Studium fortsetzen wollte. Ich habe mich für die zweite Option entschieden.

Woher haben Sie die Kraft und den Mut genommen, die Schwierigkeiten zu überwinden, die Sie hatten? 

Ich hatte das Glück, mit Leuten zusammen zu sein, die in ihrem Studium fortgeschritten waren. Ich wurde von einem Onkel aufgenommen, der bereits seit sechs Jahren in Deutschland lebte. Aber ich muss sagen, wenn ich eine Frau als Mentorin gehabt hätte, die das junge Mädchen, das ich war, begleiten konnte, wäre vieles einfacher gewesen, denn es gibt Dinge und Empfindlichkeiten, die man als Frau leichter mit einer anderen Frau teilen kann.

Was ist Ihr beruflicher Hintergrund und welche Erfahrungen haben Sie in der Unternehmenswelt gemacht? 

Während meines Studiums habe ich einige Studenten-Jobs ausgeübt. Ich hatte eine Stelle in einem Unternehmen, das Software oder Module zur Bezahlung von Fahrkarten entwickelt, wie man sie in der U-Bahn oder im Bus sieht. Ich war für das Testen dieser Anwendungen zuständig und habe Benutzeranweisungen geschrieben. In diesem Unternehmen habe ich auch mein Betriebspraktikum absolviert. Es war dann selbstverständlich, dass ich meine erste Stelle im Bereich des Software-Testing fand. Ich bin sehr leidenschaftlich bei meiner Arbeit, vor allem wenn es darum geht, nach möglichen Fehlern in den Programmen zu suchen, obwohl ich dies immer weniger machen kann, seit ich die Leitung eines Teams übernommen habe.

Welchen Rat können Sie einem jungen schwarzen Mädchen geben, das sein Studium beginnt oder den gleichen Beruf wie Sie ergreifen möchte? 

Als ich meine berufliche Laufbahn begann, dachte ich, es wird von mir erwartet, dass ich alles weiß. Ich wollte beweisen, dass ich alles kann. Das war ein Fehler. Wie das Sprichwort sagt: „Was lange währt, wird endlich gut“. Sie muss geduldig sein. Niemand wird erwarten, dass dieses Mädchen von Anfang an alles weiß. Sie muss also lernen, viele Fragen zu stellen und eine große Fähigkeit zum Zuhören entwickeln. Wenn sie Fragen stellt und vor allem aufmerksam zuhört, lernt sie. Wenn man ein Team leitet, zum Beispiel, muss man nicht alles können, was jedes Teammitglied kann. Man muss nur Fähigkeiten haben beziehungsweise entwickeln Einfühlsam zu sein, auf jeglichen Empfindlichkeiten achten und die richtigen Leute an die richtigen Stellen einsetzen.

Am Tag 1 unserer Kampagne in Berlin, stellen wir Ihnen Florence Adiboni vor: